Das Konzept des Erfahrungsraums

Im Rahmen der Entwicklung der Workshops wurde vor allem auf die Konzeption der Workshop-Orte ein besonderes Augenmerk gelegt, die wir im Projekt als Erfahrungsräume bezeichnen. Ziel war es, eine Umgebung zu schaffen, die eine ganzheitliche Auseinandersetzung mit den von uns gewählten Themen ermöglicht.

Ein Erfahrungsraum stellt für uns ein Angebot an Wahrnehmungsmöglichkeiten dar, das ­während des gesamten Workshops inspiriert, Fragen aufwirft und stimuliert. Wir verstehen den Erfahrungsraum dabei durchaus als Landschaft im Burckhardtschen Sinne. Die Informiertheit des Ortes setzt sich aus den örtlichen Gegeben­heiten sowie hinzugefügten Interventionen zusammen. Auch zeichnet sich der Erfahrungsraum dadurch aus, dass er freie Bewegung und soziale Interaktion ermöglicht sowie persönliche Rückzugsmöglichkeiten bietet. So kann bei ­eigenem Tempo auch Subtiles und Überraschendes in den Fokus der Teilnehmenden rücken. Zudem sollte durch eine authentische Umgebung eine Vielzahl an Eindrücken zugelassen werden und die Möglichkeit für die Teilnehmenden bestehen, an Bekanntes anzuknüpfen sowie persönliche Erfahrungen mit dem jeweiligen Workshopthema in Verbindung zu bringen.

Das zentrale Kriterium für die Auswahl der Workshop-Orte war die Möglichkeit auch ambivalente Positionen in einem Gleichgewicht abbilden zu können. Um darauf aufbauend konkrete ­Widersprüche hervorzuheben, wurden von uns ­
an den Orten szenische Interventionen als Irritation hinzugefügt. Diese sollten die Teilnehmenden multisensuell anregen altbekannte Situationen neu zu beurteilen (Burckhardt, 2006), Gewohntes zu hinterfragen und Neues kennenzulernen.

Da es uns wichtig war, dass die Teilnehmenden sich nicht nur kognitiv mit den Themen beschäftigen, sondern sich auch leiblich (Böhme, 2019) in die Thematik hineinbegeben, wurden an den Orten Arbeitsprozesse mit konkreten Materialien und Prozessen ermöglicht. Darüber hinaus wurde die Wissensvermittlung mit dem Ort verknüpft, indem zu vermittelnde Informationen haptisch erlebbar gemacht wurden.

Grafik: Facetten des Erfahrungsraums

 Workshop-Ort zum Thema Pflanzen II, Musterfeld in Pfiffelbach  /  Ilmtal-Weinstraße, Foto:   Tobias Weyh
Installation mit Industrie-Hummelkästen als Irritation zum Einstieg, Foto: Stefan Schwabe
St. Jacobi Friedhof in Berlin-Neukölln als Workshoport zum Thema Boden, Foto: Stefan Schwabe
Gewächshaus-Installation im Vern e.V., Foto: Stefan Schwabe



Quellenangaben:

Burckhardt, L., Ritter, M., Schmitz, M. (2006). Warum ist Landschaft schön? Die Spaziergangs­wissenschaft. Martin Schmitz Verlag. Berlin.

Böhme, G. (2019). Leib – Die Natur, die wir selbst sind. Surkamp.